Sunday, 21 September 2008
frische Woche
Jetzt sind sie also angekommen, die neuen Studenten und auch die alten. Am Samstag kamen viele Ungraduierte auf den Campus. Selbstverständlich haben sie sich am gleichen Abend in typisch britischem Flatterlook besoffen, als wenn es kein Morgen gebe. Aber die Uni und die Studentenvereinigung haben natürlich vorgesorgt und Freiwillige organisiert, die die besoffenen Neulinge wieder zurück ins Wohnheim bringen. Und die wurden auch gebraucht. Die besoffenen waren mitunter soweit weggesoffen, daß das Laufen schwer fiel - also eigentlich nur das nicht-über-die-eigenen Beine stolpern, bei unserem Berg kommen sie ja von alleine vorwärts. Eine Studentin erläuterte auch gleich lautstark, daß sie ja weniger Probleme damit hätte. Sie sage sich nämlich bei jedem Schritt vor, ob sie Fuß 1 oder 2 setzen wolle. Sogleich kam sie durcheinander und mußte die Nummern neu zuweisen, links ist ja bekanntlich als nicht-rechts definiert und rechts findet man ja ganz einfach. Das ist nämlich da wo das Glas ist, was man aus dem Pub hat mitgehen lassen.
Saturday, 20 September 2008
Greenhithe for Bluewater
Ach, schön, wenn man mal was sieht, was auch von einem kommerziellen Unternehmen beherrscht wird. Hier ist es Heathrow, alle Busse werden schließlich von BAA gesponsert und beginnen und enden rein zufällig am Temrinal 5 oder am zentralen Bushaltepunkt Terminal 1,2,3. In Greenhithe (grihnheifs) gibt es nun Bluewater. Das Einkaufszentrum, was übrigens genau so groß wie Heathrow mit seinen Startbahnen und Terminals ist. Am Bluewater beginnen und enden fast alle Buslinien, die vom Bluewater gesponserten "Fasttracks" verbinden immer den Bahnhof, den Bluewater bauen ließ, mit dem Einkaufszentrum. Auf jeder Fahrt. Ohne Zwischenhalt. Mit Klimaanlage.
In Deutschland wäre aus Bluewater wohl ein See geworden, schließlich liegt es in einem alten Steinbruch. Vielleicht hat man es auch Bluewater genannt, weil dort blaues Wasser hätte sein können. Jetzt gibt es 330 Geschäfte (auf 155700 m² ohne Gastronomie und Kino, während Leipzig Hbf 30000 m² Geschäftsfläche vermietet) , Kinos, ein Restaurantdorf und auch zwei Parks (in beiden gibt es Wasser).
Auf der Fahrt dorthin habe ich festgestellt, daß Southeastern keine klimatisierten Züge hat. Das geht wohl auf die Zeit der Connex zurück, die so schlecht war, daß sogar im geduldigen England (Die haben Gordon Brown immer noch als Premier; beim Labourparteitag hieß es von George Howarth, einem Labourpolitiker, Brown sei so unbeliebt wie Neville Chamberlain, der Hitler freie Bahn für seine Eroberungen gelassen habe.) ein Schlußstrich gezogen werden mußte. Der jetzige Betreiber ist also Govia, ein Jointventure aus Go-Ahead Group und Keolis, die auch Southern betreiben, letztere fahren seit kurzem den Gatwick-Express und den Zug von Victoria nach Brighton (auch über Gatwick), aber beide sind nicht Thameslink, was jetzt First Capital Connect ist, und die fahren Bedford - Brighton über Luton (LTN) und Gatwick (LGW). Warum man wohl die Privatisierung der Bahn in England bereut und unter anderem den gesamten Netzbetrieb wieder verstaatlicht hat und jetzt Milliarden in die Instandsetzung des Netzes stecken muß, die doch die privaten Anbieter hätten investieren sollen? Na ja, der Tiefensee mit seiner Fachkompetenz wird es schon wissen.
Jedenfalls sieht es um London Bridge vom Zug auch noch schlimmer aus als von der Straße. Das Hilton Hotel direkt neben dem Bahnhof London Bridge gelegen, so daß man die Ansagen und eventuelle Verspätungen direkt mitverfolgen kann, hat jetzt auch noch eine Baustelle nebendran. Alternativ sollte man vielleicht eine Bleibe in Greenwich ins Auge fassen - oder eben das Hilton in den Docklands. Vom Zug sieht man dann auch die Towerbridge für ein paar Sekunden, den Tower aber nicht. Schließlich geht es südlich der Themse durch Lewisham, wo es auch nach mehrmaligen Durchfahren noch immer nicht schlimm aussieht. Das ist wie Richmond (nicht Yorkshire North / South, sondern the London Borough of Richmond upon Thames) für Leute in London. Außerdem fährt man durch Eltham, da ist damals die Sache mit dem Strumpfband passiert. Dann sieht man auch Hither Green (hissergrihn). Und schließlich richtige Schiffe und eine große Brücke (Dartford Crossing) in Greenhithe. (Also: Greenwich = grennittsch, Hither Green = hissergrihn, Greenhithe = grihnheifs, Lewisham = luujschsch(e)m/lujschm, Eltham = elfsm und Southwark = sassark)
Im Bluewater gibt es dann alles. Designer- (Calvin Klein, Armani) und Massenware (H&M, Zara) lustig gemischt mit Spezialbedarf (wie einem Drachenfachgeschäft, einem Füllfederhalterfachhändler, oder einem Geschäft für weiße Gegenstände), durchsetzt mit moderner Architektur von Einkaufszentren und Im-Gang-Verkäufern von Süßspeisen und Getränken. Aber es gibt auch Süßspeisenfachgeschäfte, beispielsweise das Franchise von Victoria Chart. Die Ausschilderung folgt im Zentrum den drei großen Wegmarken: Marks&Spencer, John Lewis und the House of Fraser. Womit die Geschäftswelt in England hinreichend beschrieben wäre. Denn da es nur Ketten und Franchise gibt, ist im Bluewater alles erhältlich, was es in England überhaupt zu kaufen gibt - abgesehen von einigen Lebensmitteldiscountern, die keinen Platz dort gefunden haben.
Im Bluewater gibt es dann alles. Designer- (Calvin Klein, Armani) und Massenware (H&M, Zara) lustig gemischt mit Spezialbedarf (wie einem Drachenfachgeschäft, einem Füllfederhalterfachhändler, oder einem Geschäft für weiße Gegenstände), durchsetzt mit moderner Architektur von Einkaufszentren und Im-Gang-Verkäufern von Süßspeisen und Getränken. Aber es gibt auch Süßspeisenfachgeschäfte, beispielsweise das Franchise von Victoria Chart. Die Ausschilderung folgt im Zentrum den drei großen Wegmarken: Marks&Spencer, John Lewis und the House of Fraser. Womit die Geschäftswelt in England hinreichend beschrieben wäre. Denn da es nur Ketten und Franchise gibt, ist im Bluewater alles erhältlich, was es in England überhaupt zu kaufen gibt - abgesehen von einigen Lebensmitteldiscountern, die keinen Platz dort gefunden haben.
Thursday, 18 September 2008
Die IKB und der Merz
Mein Gott! Was für ein Land! Ich dachte es ist ein Scherz! Aber nein! Friedrich Merz' Kanzlei hat die IKB für einen Apfel und ein Ei (137 Mio) an Lone Star, bekannt für seine brutalen Eintreibermethoden (ja das sind die, die keine Inkassobüros brauchen, weil sie selbst nur aus Inkasso bestehen und ohnehin lieber einen Schlägertrupp schicken), verscherbelt und das nachdem der deutsche Steuerzahler praktisch unfreiwillig die Rettung (1,2 Mrd bereits im Februar, 2,3 Mrd mit geplantem Verkaufserlös von 800 Mio., am Ende waren es 10 Mrd, inklusive dem KfW-Geld) herbeigeführt hat und Lebedew Gerüchten zu folge das fünffache geboten hatte. Aber an die Russen kann man nicht verkaufen, da weiß man nicht, welche Geschäftspraktiken so haben. Fragt sich nur, ob sie so viel schlimmer als bei Lone Star sind.
Die Rolle des Friedrich Merz ist noch ungeklärt, aber selbst deutsche Parlamentarier wundern sich über das Ergebnis.
Da gibt es nur eins: Angela Merkel. Sie hat die Bildung jetzt zur Chefsache erklärt, dann kann jeder Bundesbürger den Schwindel leicht durchschauen. Leider hat sie zuvor in der Förderalismusreform jede Verantwortung an die Länder abgetreten, so daß der Bürger weiter unbeschwert leben kann, da er auch in Zukunft die Ahnungslosigkeit an seiner Seite hat.
Tuesday, 16 September 2008
Dieu et mon droit
Man soll immer darauf achten, wie man sich anzieht. Nachher rutscht irgendwas und man ist für Jahrhunderte mit einem Spruch geläutert, den man gerade dann mal gesagt hat. So wie Gottlieb Daimler, dem immer noch anhängt, mal gesagt zu haben, daß die Anzahl der Autos weltweit eine Million nicht überschreiten werde - schon allein wegen dem Mangel an Chauffeuren. Es ist ja auch eine seltene Begebenheit, nicht das Schnupftuch, sondern das Strumpfband zu verteilen. Schändlich, wenn man sich an dem rutschenden Strumpfband der Countess of Salisbury schelmisch erheitere, befand zumindest King Edward III in Eltham Palace. Er zog es selbst ans Bein, daher wird wohl das Garter auch mal als Hosenband übersetzt. Aber es ist ja auch kompliziert. Da spricht nun die gehobene Gesellschaft französisch, aber das Strumpfband ist dann doch englisch. Der Orden der Ritter hat nun jedenfalls diese französische Lebensweisheit und das Strumpfband. Und das ist nämlich so, Leute, die schlechtes denken, sind meist auch schlecht, Honi soit qui mal y pense. Solche Leute sind im Prinzip die eigenen Gegner, da man selbst von sich aus gesehen immer das Gute repräsentiert - mitunter schiebt man auch die eine oder andere Gottheit vor um seine (wirtschaftlichen) Interessen zu begründen. Dieu et mon droit.
Ich hatte also Besuch und bei dieser Gelegenheit wurden verschiedene touristische Höhepunkte wahrgenommen. Die Cutty ist noch eine Baustelle (das sagt man wohl unter etymologischen Gesichtspunkten mit einem Augenzwinkern). Sie wird aber auch bald von unten zu sehen sein (was dann wohl unter etymologischen Gesichtspunkten nur noch mit zwei Augenzwinkern gesagt werden kann).
Auch die Banken stehen noch am alten Platz, nur der Eingang zum Fußgängertunnel auf der Südseite hat ein gläsernes Dach bekommen. Während die Nordseite (noch) mit Metall da steht.
Der Tower ist aber keine Baustelle und die Kronjuwelen noch an Ort und Stelle. Ebenso hat sich Schloß Windsor vom Brand erholt und ist ebenfalls gut sortiert. Allerdings gibt es in Windsor keine Yeomen, so daß die Schloßführung wohl durch ein elektronisches Dings in Form eines Telefonhörers gemacht werden muß - qualifiziertes Personal ist auch schwer zu kriegen.
Bei der Besichtigung von Schloß Windsor fand zufällig auch gerade ein Wachwechsel statt. Nachdem laut aufgetreten, herummarschiert, sich ausgerichtet und auch laut gerufen wurde, spielte die Band nicht einen militärischen Marsch, sondern One Moment in Time...
Sunday, 7 September 2008
AMLaP
Da ging es dann auf zur Tagung nach Cambridge (das ist in Cambridgshire, an einem Fluß namens Cam (den spricht man nur mit kurzem Vokal, während Cambridge einen langen hat)). Wenn man dahin fährt, gibt es eine gewisse Chance in King's Cross umzusteigen. Der Bahnhof hat seinen Namen übrigens von einem Denkmal von King George IV und nicht aus einem Roman mit einem anderen Namen. Ja, King George V hat das Haus Windsor von Haus Sachsen-Coburg und Gotha zum Haus Windsor umbenannt - aber George IV und George V sind zwei unterschiedliche Personen, gehören aber trotzdem beide der ernestischen Linie der Wettiner an (die andere ist die albertinische Linie, Leipziger Teilung). Ein Schelm, der nun denkt, es werde darauf später noch bezug genommen werden. Ein Schelm ist auch der, der jetzt denkt, daß selbst auf diesen Ausspruch nochmal bezug genommen wird.
Also, jedenfalls am Bahnhof von King George IV (der von King George V liegt am DLR, wie der eine oder andere Investmentbänker bei der Nutzung von City bemerkt haben könnte) gibt es tatsächlich einen Kofferkuli, der halb in der Wand steckt. Touristisch wertvoll hat man das mit PLATFORM 9 3/4 überschrieben, dabei wurde der Film auf dem Bahnsteig von Gleis 4 und 5 gedreht. Andererseits zeigt der jetzige Standort die Ironie von 9 3/4. Schließlich muß man zum Gleis 9, 10 und 11 erstmal zu 3/4 über den Bahnsteig von Gleis 8 laufen und wenn man denkt, man habe es geschafft, wartet dann noch einmal ein Ticket Gate, bevor man es dann zum "Schnellzug" nach King's Lynn gelangt. Andererseits hat die Person hinter dem lyrischen Ich zugegeben, eigentlich auf Euston referiert haben zu wollen. Ich habe meinen Zug dennoch gekriegt.
Cambridge an sich ist eine Stadt, die zum größten Teil aus der Universität und ihren Colleges besteht. Beides alt, beides bräuchte wohl Erneuerung. Außerdem gibt es verschiedene Parks, Brücken und Geschäfte, die aus alledem touristisch wertvolles gemacht haben. Das Hotel war natürlich britisch - alles da, besonders wenn es mit Touchcards, Swipecards oder sonstirgendwie technisch ist, und irgendwie sauber, aber eben nicht wirklich. So findet man dann eben schonmal einen Keks im Zimmer - also nicht den neuen in der Packung auf dem Nachttisch, sondern den angegessenen in der Ecke auf dem Teppich. Aber in einem Land, in dem es statt einer Zudecke ein Bettlaken mit Übergardine gibt, wundert man sich über nichts. Außer über den Mangel an Tee. Im Hotel ging es nämlich sehr britisch zu. Gott sei Dank, gibt es die Kuschelrockkollektion schon seit 1987, so daß man jeden Morgen das Volume 1 spielen konnte, um das Frühstück angemessen zu begleiten. Wirkt aber auch erst richtig, wenn die Frau am Nachbartisch nach Earl Grey fragt, während ihr Mann insistiert, er wolle doch lieber richtigen Tee. Das hätte eine Ehekrise auslösen können, aber in britischen Hotels bekommt man selbstverständlich mehrere Teekannen.
Bei der Tagung war es dann wie bei einer Tagung. Nur eben in Cambridge. Aber der Konferenzorganisation ging der Tee aus, und Kekse gab es auch zu wenig. Später, in Egham, wird sich Konferenzorganisation (Marie) hämisch darüber freuen. Schließlich ist sowas in Royal Holloway noch nie passiert! Nicht genug Tee, wird man sagen, so was kommt bei einer guten Konferenz nicht vor. Und in einem Hotel, wie ich allmorgendlich während meines Aufenthaltes sah, sowieso nicht. Dabei ist die Uni so reich, da könnten sie sich viel Tee leisten. Was die wohl mit den Teilnehmerbeiträgen gemacht haben?
Dafür hat Cambridge mit den britischen Desserts entschädigt. Die gibt es zwar überall in England, aber wann geht man schon in ein Lokal um eins zu essen?
Die Iren haben es übrigens ganz richtig gemacht und den EU-Vertrag abzulehnt. Von der EU kommen nur noch merkwürdige Sachen. Beispielsweise wollen sie die WestLB absaufen lassen (obwohl hier deutsches Recht trägt und sich Neelie Kroes raushalten sollte), das VW-Gesetz kippen (und das von einem Iren, da läuft doch was falsch?), aber auch das deutsche Rettungswesen umkrempeln. Statt dem Arbeiter-Samariter-Bund sollen nun tschechische Subunternehmer Rettungsdienste nach einem Franchisemodell anbieten. Wie schön. Dann haben wir ein Rettungssystem, das dann privat ist, aber trotzdem immer teurer bei schlechterer Qualität wird (siehe Bahn). Und der Grund: Zwangskunden. Für den Kapitalisten gibt es nichts besseres als Zwangskunden. Die kommen auch noch, wenn man den Preis verdoppelt und die Leistung halbiert - damit kann bei einer Innovationsquote von 0,4 % des Jahresumsatzes (die braucht man, um neue Sparmodelle durchzurechnen), seinen Gewinn vervierfachen, was sonst nur der Pharmasektor kann. Wie gesagt Zwangskunden. Vielleicht könnte man rettungsrelevante Leistungen getrennt von der Fahrtleistung als solche abrechnen?
Übrigens hat der Tiefensee ein PR-Genie im Stall, das den Bedienzuschlag anders benannt hätte und es ganz nebenbei geschafft hat, aus seiner Rückgratlosigkeit ein Einstehen für den Bürger zu machen. Daß der Chef plötzlich für die Nichteinführung der Bediengebühr war, lag nicht etwa an der Entdeckung seines Rückgrats, sondern daran, daß der Druck von vorn so stark geworden ist, daß es ihn praktisch aufrichtete - und er dann stand wie Mann und mußte nicht wie Kurt Beck hinter den Baum gehen, wo es bekanntlich bequemer ist. Man erinnert sich, der Wolfgang fand das ganze vor nicht allzu langer Zeit "streng wirtschaftlich".
Und schließlich die coole Stadt.
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