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Monday, 18 February 2008

Geldwäsche

Wie man weiß, ist es nicht so einfach in England ein Konto zu eröffnen. Insbesondere dann, wenn man von den Overseas kommt. Mit Overseas läßt sich auch jede Ansammlung von Land treffend beschreiben, die nicht Nordirland oder mehr oder weniger Teil der Hauptinsel ist. Die Kanalinseln Jersey und Guernsey genießen ihrer ungesunden Nähe zu Frankreich wegen selbstverständlich auch einen Sonderstatus - vielleicht Midseas.
Für Bürger der Europäischen Union kann ein Personalausweis einen Reisepass für die erste Identifizierung ersetzen. Allerdings braucht es für ein Konto natürlich eine Adresse im Königreich. Bei EU-Bürgern ist es akzeptabel, wenn die Adresse auf dem Ausweisdokument in der EU liegt, aber nicht im Königreich. Dann ist aber nachzuweisen, daß die angegebene Adresse im Königreich stimmt. EU-Bürger können dazu einen Letter of Verification einreichen, Nicht-EU-Bürger brauchen diesen Brief, sowie drei Briefe von verschiedenen Absendern, am besten Strom- und Wasseranbieter, an besagte Adresse um die Echtheit zu beweisen. Nachdem diese Unterlagen zur Bank geschafft wurden, kann die Bewerbung für einen Termin zum Eröffnen eines Konto erfolgen. Zum Termin sind dann alle Unterlagen noch einmal mitzubringen.
Schließlich darf man nach etwa drei weiteren Wochen eine Geldkarte abholen - und ist zum Empfangen von kleineren Zahlungen berechtigt. In meinem Fall zahlt Royal Holloway aber vierteljährlich - und da sie es nicht anders geschafft haben, erfolgte die Zahlung für ein halbes Jahr auf einmal. Dieser enorme (also eigentlich nicht für England), plötzliche Zahlungseingang veranlaßte HSBC zu überprüfen, ob ich denn eine richtige Adresse habe. Da aber der Letter of Verfication wahrscheinlich irgendwo in Egham war, während man am Canada Sq meine Geldgeschäfte prüfte, lag es auf der Hand: ich betreibe Geldwäsche!
Also schrieb man mir freundlich, aber bestimmt ich möge mich mit einem Letter of Verification und meinem Pass in einer beliebigen HSBC-Filiale einfinden. Da ich das aber nicht getan habe, schrieb man mir bestimmt, ich möge mich doch in der HSBC-Filiale in Egham einfinden und meine Unterlagen mitbringen. Leider wird Post aus London nach Egham nur einmal monatlich transportiert, so daß ich erst am 08. Februar davon Kenntnis nehmen konnte. Daraufhin mußte ich zu meinem Landlord/Landlady in das Administrative Büro und mir einen Brief ausstellen lassen, um diesen dann mit dem Reisepass und mir in die Bankfiliale zu bringen.
Ich weiß nicht, inwiefern Royal Holloway, University of London als institutioneller Anleger Interesse an einer Geldwäsche hat...
Aber: HSBC sieht das offenbar anders. Man benachrichtigte mich am 13. Februar, daß man des schweren Verdachts wegen mein Konto am 6. März 2008 schließen wird und ich als Kunde bei HSBC dauerhaft unerwünscht sei. Da fragt man sich, ob ich je wieder ein Konto auf der Insel eröffnen kann. Oder hat vielleicht jemand eine Stelle in Deutschland übrig?
Nach eingehender Prüfung der Sache, stellte HSBC schließlich am Freitag fest: ich betreibe weder Geldwäsche, noch ist meine Adresse falsch. Ich habe also (wieder) ein Konto - und die Freude, die man mir vorspielt, wenn ich eine Bankfiliale betrete, ist wieder ungetrübt.

1 comment:

Anonymous said...

Ich vermute, als Bürger aus U. S. and A hättest du nicht so viele Hürden zu überwinden. ... http://www.youtube.com/watch?v=gb1GQ2ioFuc