Fehlentwicklungen zu fördern, bietet sich in der Krise direkt an. Ein schönes Beispiel ist Abwrackprämie. Aber Großkonzerne haben bekanntlich keine Hemmungen, wenn es darum geht den Steuerzahler auszuquetschen wie eine Zitrusfrucht in der industriellen Saftgewinnung und ihn als veräppeltes Trockensaftkonzentrat kräftig zu verschaukeln.
Die Konkurrenten der Deutschen Bahn, die sich wie die Deutsche Bahn übrigens auch, um Regionalstrecken bewerben, hatten nun die glänzende Idee, eine Wiederverwendungsklausel für ihre Züge zu verlangen. Das heißt, wer auch immer nach 10 Jahren bei der Neuausschreibung das Los gewinnt, muß die Züge des Vorgängers nutzen. Damit reduziert sich der Preiskampf ausschließlich auf die Lohnkosten, da alle anderen Faktoren (Strecken- und Bahnhofsgebühren, Züge, Fahrpreise, Ticketkosten) reguliert sind. Die Deutsche Bahn zahlt Tariflohn, während die Konkurrenz das nicht tut. Da aber durch den Tariflohn keine Ausschreibung mehr zu gewinnen war, gründete die Bahn kleine Unternehmen, um den Tariflohn zu umgehen. Statt nun den Tariflohn für alle festzuschreiben, und Flexibilität beim Material zu erlauben, verweist man auf das Beispiel der Post. Dort hat der leidige Grundsatz "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!" für Unmut gesorgt.
Die politische Klasse, allen voran die Leipziger Verkehrsplaner, möchte nun den Wettbewerb über die Lohnkosten weiter fördern. Das wird TOLL! Ohne Tariflöhne gibt es auch keine Streiks mehr beim Tariflohn. Aber es gibt noch mehr TOLLe Vorteile. Beispielsweise ist man dann ewig an die billigen Dieselfahrzeuge von irgendwelchen Konzernen gebunden, selbst wenn die Strecke elektrifiziert ist. Die für die Shareholdervaluekonzerne schon immer leidliche Tarifautonomie wird zur Farce. TOLL ist auch, daß es endlich einen neuen elitären Sport gibt, der im Gegensatz zur Fuchsjagd politisch gewollt ist: Arbeiterlohndumping! Auch die Sozialsysteme profitieren von sinkenden Einnahmen, dann hat man nämlich endlich einen Grund den Beitragssatz zu erhöhen. TOLL!
Übrigens, im Königreich entzog man neulich die Linzenz zum Betrieb der Ostküstenlinie. Bergündung: Es sei nicht hinnehmbar, wenn ein Unternehmen alles mitnehme, wenn es gut läuft, aber wegrenne, sobald es Schwierigkeiten gebe.
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