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Tuesday, 28 July 2009

Da rollt der Zug!

Die britische Regierung hat nun die ersten Lizenzen für den Personenverkehr zurückgenommen. So funktioniert es schonmal nicht. Nachdem das Netz bereits vor einigen Jahren wieder verstaatlicht werden mußte, da sich die Interessen der Privatwirtschaft nach Gewinnmaximierung nicht mit den ursprünglichen Zielen der Regierung nach einem schnelleren und besseren Netz deckten. Hier das heute zum Thema Verstaatlichung.

Im Gegensatz zur Eisenbahn ist der Grippezug unaufhaltsam unterwegs. Die Regierung hat nun aufgehört die Fälle zu bestätigen, vielmehr ist man damit beschäftigt den Kranken zumindest Zugang zu den Grippemitteln zu verschaffen. Dafür gibt es nun ein Onlineportal, da die Anzahl an Patienten durch die Ärzte nicht handhabbar wäre und sich auf dem Weg vom und zum Arzt das Virus noch schneller verbreiten würde. Das Onlineportal zählte am ersten Tag 2600 Zugriffe pro Sekunde (9.300.000 je Stunde).
Dazu gibt es ZDF mit Stand vom 18. Juli. Aber auch Sir Liam Donaldson auf BBC, der in etwa dem Gesundheitsminister entspricht, vom 21. Juli.
  • Fergus Walsh (BBC): Würden Sie sagen, daß dies die größte Herausforderung für NHS [National Health Service] in dieser Generation ist?
  • Sir Liam Donaldson (DH): Ja, da bin ich ziemlich sicher. In den letzten 40 Jahren hatten wir keine vergleichbar schwierige Notsituation...
  • FW: ... Wir haben jetzt einige 10.000 Fälle. Im Herbst werden mehrere 100.000 Neuinfektionen pro Woche erwartet. Die NHS ist jetzt bereits überfordert. Wie sehen sie die Situation im Herbst?
  • SLD: Wir hoffen, daß der nationale Grippedienst eine Erleichterung für NHS sein wird. ... Aber diese Situation ist kein Sprint, sondern ein Marathon und die Lage wird in den nächsten Monaten schwieriger und schwieriger und wir werden NHS darauf vorbereiten. Wenn das bedeutet unsere normalen Leistungen einzuschränken, um schwer erkrankten Personen zu helfen, dann werden wir das tun.
  • ...
Und das wöchentliche Update von BBC vom 23. Juli, Sia Liam Donaldson vor Richmond House.
  • SLD: [Bericht über das Online-System] Es wurde zusammen mit NHS und dem Royal College of General Practioners [Approbation erteilende Stelle für Allgemeinmediziner] erarbeitet. Der Patient folgt der medizinischen Einschätzung des Doktors, wenn er den Fragebogen ausfüllt, nicht seiner eigenen.
  • FW: Zu den Zahlen, die vor einer Stunde veröffentlicht wurden. Es ist von 100.000 Neuinfektionen in der letzten Woche die Rede. Wie schätzen Sie die Zahlen ein?
  • SLD: Die Zahl, die ich heute veröffentlicht habe, stellt eine Verdopplung der Neuinfektionen im Vergleich zur letzten Woche dar. Aber in den letzten Tagen sind die Zahlen nicht mehr so schnell angestiegen. Es ist sehr schwer daraus einen Trend abzulesen. Das werden wir weiter beobachten. Das bedeutet allerdings keine Entspannung. Ich gehe fest davon aus, daß die Zahl der Neuinfektionen im Herbst und im Winter deutlich höher sein wird.
Royal Holloway hat sich auf die Situation vorbereitet und die Krisenpläne geprüft und überarbeitet. Erste Maßnahmen zur Vorbereitung wurden ergriffen.

Monday, 6 July 2009

Konkurrenz auf der Schiene

Fehlentwicklungen zu fördern, bietet sich in der Krise direkt an. Ein schönes Beispiel ist Abwrackprämie. Aber Großkonzerne haben bekanntlich keine Hemmungen, wenn es darum geht den Steuerzahler auszuquetschen wie eine Zitrusfrucht in der industriellen Saftgewinnung und ihn als veräppeltes Trockensaftkonzentrat kräftig zu verschaukeln.

Die Konkurrenten der Deutschen Bahn, die sich wie die Deutsche Bahn übrigens auch, um Regionalstrecken bewerben, hatten nun die glänzende Idee, eine Wiederverwendungsklausel für ihre Züge zu verlangen. Das heißt, wer auch immer nach 10 Jahren bei der Neuausschreibung das Los gewinnt, muß die Züge des Vorgängers nutzen. Damit reduziert sich der Preiskampf ausschließlich auf die Lohnkosten, da alle anderen Faktoren (Strecken- und Bahnhofsgebühren, Züge, Fahrpreise, Ticketkosten) reguliert sind. Die Deutsche Bahn zahlt Tariflohn, während die Konkurrenz das nicht tut. Da aber durch den Tariflohn keine Ausschreibung mehr zu gewinnen war, gründete die Bahn kleine Unternehmen, um den Tariflohn zu umgehen. Statt nun den Tariflohn für alle festzuschreiben, und Flexibilität beim Material zu erlauben, verweist man auf das Beispiel der Post. Dort hat der leidige Grundsatz "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!" für Unmut gesorgt.

Die politische Klasse, allen voran die Leipziger Verkehrsplaner, möchte nun den Wettbewerb über die Lohnkosten weiter fördern. Das wird TOLL! Ohne Tariflöhne gibt es auch keine Streiks mehr beim Tariflohn. Aber es gibt noch mehr TOLLe Vorteile. Beispielsweise ist man dann ewig an die billigen Dieselfahrzeuge von irgendwelchen Konzernen gebunden, selbst wenn die Strecke elektrifiziert ist. Die für die Shareholdervaluekonzerne schon immer leidliche Tarifautonomie wird zur Farce. TOLL ist auch, daß es endlich einen neuen elitären Sport gibt, der im Gegensatz zur Fuchsjagd politisch gewollt ist: Arbeiterlohndumping! Auch die Sozialsysteme profitieren von sinkenden Einnahmen, dann hat man nämlich endlich einen Grund den Beitragssatz zu erhöhen. TOLL!

Übrigens, im Königreich entzog man neulich die Linzenz zum Betrieb der Ostküstenlinie. Bergündung: Es sei nicht hinnehmbar, wenn ein Unternehmen alles mitnehme, wenn es gut läuft, aber wegrenne, sobald es Schwierigkeiten gebe.