Also ich war in Nottingham. Am Dienstag bin ich da hingerammelt und Mittwoch wieder zurück. Dabei habe ich es geschafft ohne Störungen in St. Pancras anzukommen. Nach der Gesamtüberholung ein beeindruckend sauberes und nicht-kaputtes Gebäude. Allerdings wird dort nur der Eurostar in der alten Bahnhofshalle abgefertigt. East Midlands Trains hat vier Gleise unter der Dacherweiterung am vorderen Ende des Bahnhofs und die noch mehr auf Pendler abzielende First Capital Connect hat irgendwo im Halbuntergrund ihre Gleise. Aber die Atmosphäre, in der man vom Dalai Lama und/oder anderen Heiligen besprochene, biologisch astrein und mit klassischer Musik aufgezogene Früchte in einer Stahl-Glas-Architektur umgeben von Touchscreen basierten Fahrplänen kauft, würde durch das gemeine Pendlervolk wohl auch leiden. Es gibt auch weniger heiliges Essen. Beispielsweise in einem schnöden Marks&Spencer, der dort sogar Banoffee Desserts verkauft, oder einen Burgerladen (allerdings mit Photo vom Rindfleischfarmer, der Qualität wegen).
Als dann alle der superblinkywinky Fahrpläne sagten, daß der East Midlands Zug jetzt "Boarding" macht, habe ich mich mal in die Class 43 begeben, die gerade einen extended lifecycle durchmacht. Schließlich kam ich dann im völlig dunklen Nottingham an und lief zum Hotel. Entgegen Colins Anküdigung habe ich keine Berge gesehen, es war nämlich dunkel. Dafür war das Zimmer etwas bergig. Vielleicht war der rechte Winkel auch nicht so richtig rechts, so daß das im großen und ganzen abschüssig war - wie sich auch an einer Teppichwulst im Tal zeigte. Also Tal war in Richtung Türe. Wobei das eine Frage der Zeit ist. Die Tapete fällt auch in einem deutschen Hotelzimmer irgendwann mal ab, die Zeitdifferenz zwischen dem Abfallensereignis und jetzt ist nur in der Regel größer Null. Meistens wird das Badezimmer auch etwas intensiver gereinigt. In England heißt das aber 3 Sterne. Für so ein Ibis-Hotel, was für gewöhnlich ein kleines Vorzimmerchen hat, wäre die englische Kategorie dann 5 Sterne+ ...
Dann bin ich ein Stück in Nottingham herumgegangen. Obwohl es so um die 0°C hatte und man die eigene Abluft beim Kondensieren beobachten konnte, liefen die Nottighämmerinnen und -hämmer in kurzen Sachen herum. Da fällt man als Ausländer sofort auf, wenn man eine nachts eine lange Hose trägt. Die Nottinghämmerinnen bevorzugten das entsprechende Äquivalent zu Bermudas und ärmellosen Shirts, arschkurze (im Gegensatz zu knielange) Flatterkleidchen.
Nach einem britischen Frühstück in einem überhaupt überall schiefem Hotel (das war so schief, daß eine Stehuhr im Treppenhaus mit zwei Eisenwinkeln auf mittlerer Höhe an der Wand angeschraubt war, um sie auf ihrem Sockel zu halten), bei dem es fritierte Kartoffelecken und fritierte Champignons, sowie Toast gab, wobei der Toast erst getoastet werden mußte, und da der Toaster kaputt war, ein Stück Staff den Toasterhebel runterhalten mußte, bin ich dann in die Uni gegangen. Da sieht es aus, wie in jeder Uni. Nur daß die eine eigene Straßenbahnhaltestelle hat, an der sogar Busse fahren. Das ist für Leipziger völlig unbegreiflich. Selbst Royal Holloway hat drei Bushaltestellen (Royal Holloway College Eastbound, Royal Holloway College Westbound und Royal Holloway College, Founder's, letzteres ist wohl Omnibound). Jedenfalls, sehr beeindruckend öffentlichen Nahverkehr an Universitäten zu finden.
Na ja, dann wurde über Statistik gesprochen. Das will aber hier wohl keiner wissen.
Dann gab es Sandwichs.
Dann war der Arbeitsladen zu Ende und man ging ins Pub. Das war gar nicht so eine Druckbetankung wie hier, sondern ganz normal. Mit richtig hinsetzen und so. Und (!) es gab bunte Getränke! Sogar zu einem akzeptablen Preis. Das war sogar recht sauber in dem Pub und sie haben Musik gespielt, statt die Cricketweltmeisterschaft (=Cricketcommonwealthmeisterschaft) zu zeigen. Sehr beeindruckend.
Schließlich habe ich die Heimreise mit einem Zug aus Derby (sprich: Dahbi) angetreten. Wie ich bereits auf der Hinfahrt bemerkt habe, ist der Nottinghämmer Bahnhof nicht ganz so glanzvoll wie St. Pancras. Die Sache mit dem Derby hat mich allerdings verwirrt, bis zur Abfahrt stand am Zug nämlich Derby, so daß ich erst wieder ein Stück Staff brauchte, um herauszufinden, daß diese Class 222 mit Laptopsteckdosen an jedem Sitzplatz mich tatsächlich für sensationelle 4,60 GBP nach London zurückbringen würde (Buche im voraus mithilfe von dubiosen Internetseiten! Gilt allerdings nur für Fernreisen, Pendler auf den suburbanen Strecken kann man nämlich gut mal abzocken...). Was dann auch geschah. Völlig grundlos war der Zug dann 10 min verspätet. So auch ein Eurostar aus Paris, durch die während-der-Einfahrt-des-Zuges-das-Gleis-festleg-Methode mußte er am Signal stoppen. Woraufhin mein nächtliches Einkaufserlebnis bei Marks&Spencer, was schließlich in Dessert und Getränk endete, von automatischen Beleidsbekundungen über die 22:06 erfolgte, 22:04 schuldige Ankunft begleitet wurde - schließlich hätte man Reisende aus Paris im Ankunftsbereich betrachten können. Der ist übrigens mit "Eurostar Arrivals" ausgeschildert, wenn man der automatischen Frau glauben will. Zu meiner großen Überraschung funktionierte die U-Bahn auch ohne Probleme (wirklich ganz ohne!), so daß ich schließlich 23:27 Eischinken erreichte, schuldig 00:12.
Da in dem Album gibt es auch die wenigen Photos von Nottingham...
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