Nicht brilliant, aber verläßlich unbestimmt mäandert sich die Kanzlerin überraschend profilfrei durch den Wahlkampf. Das spektakulärste Ereignis ihrer Amtszeit: Ackermann feiert seinen 60jährigen auf der Terrasse des Kanzleramts, das war noch vor der Bankenkrise. Jetzt besucht sie ihren Wahlkreis im Norden Mecklenburg-Vorpommerns, trifft Lehrlinge. Interessiertes fragen, aber keine Versprechungen, keine Vision, eben einfach kein Profil. Arbeitsplätze will sie zwar auch, aber in Triebsees hat sich noch keiner gefunden, den sie kopieren könnte. Nichtmal die SPD verspricht hier Besserung, mehr als Allgemeinplätze und Kapitulationserklärungen "Richtungswahl [gegen die Rechten]" oder "An die Teilung Deutschlands erinnern" hat sie hier auch nicht zu bieten. Schade eigentlich. Ich auch-Kanzlerin gab es ja schon beim Klima, Familien- und Gesundheitspolitik, in der Finanzpolitik wollte sie zunächst auch einen ausgeglichenen Haushalt, bis sie das auch aufgegeben hat. Leider geht die Taktik auf, völlig profilfrei ist sie im Wahlkampf unverwundbar (ähnliche Effekte soll Dudelsackmusik auf irische Soldaten haben, sagt Maj Philip D Shannon MBE).
Oder? Da war doch was! Da wollte sie schon zum Ich auch rufen, da hauten die Ministerpräsidenten dazwischen: Bildungspolitik ist Ländersache. Das finden die Länder gut, haben sie doch etwas in der Hand, was richtig weh tun kann. Alle wollen eine bessere Bildungspolitik und die Länder haben einen Faustpfand, den sie als Argument für oder gegen alles vorbringen könnten. Das hätte sie eigentlich auch gern geändert nur mußte sie der eigenen Partei auch irgendwie zustimmen. Das heißt dann Förderalismusreform oder bei der Kanzlerin Mäandern.
Nicht so gut finden das die Eltern. Eltern sind übrigens auch Wähler. Das erinnert doch an Uschi ohne Leine und ihre verfehlte Familienpolitik, die aus der Kanzlerin auch noch eine Soze gemacht hat. Muttis an den Herd war gestern (bzw. heute in Bayern), jetzt werden Kitaplätze geschaffen (das wollten früher nur Sozis und DDR-Politiker), schade nur, daß das Städtesache ist und die wollen die 500 Mio € im Jahr bezahlen, um die Gehaltserhöhung der KitabetreuerInnen (früher: Kindergärtner) zu finanzieren. Sie können es nur nicht - Peanuts im Vergleich zu den mehr als 100 Mrd € für die HypoRealEstate. Was bloß aus der Uschi geworden ist? Das hätte sie doch mal vorbringen können, daß die Kinder auch Geld brauchen. Das müßte bei der Kanzlerin doch ziehen, könnte sie etwas machen, was bei jemand anderem schon populär war. Womöglich sitzt sie aber in einer Wuthöhle (zum Vergleich: die echte Ministerin in Jena) im Ministerium, weil die Mutter der Nation doch nicht mehr Kinder hervorgebracht hat - warme Ankündigungen mehr Kitaplätze bereitzustellen helfen scheinbar nicht. Noch nicht mal die Dienstwagen-Ulla konnte sie kritisieren, weil sie selbst gern Kosten durch Helikopterflüge verursacht. Im übrigen scheint jeder Minister irgendwann mal etwas nicht ganz genau abgerechnet zu haben. Weswegen es sich gut trifft, daß dem Haushaltsauschuß ein FDP-Mann vorsitzt, der die Roten niedermähen und fein säuberlich über Unionsabrechnungen hinwegsehen könnte.
Mehr Mitte war nie, aber auch nie weniger Profil - Angela Merkel.
Weniger mäandert, dafür aber viel mehr in der Kritik JCT und AG. Und: kinderfreie Zonen in Prenzl'Berg, das wär's doch, vielleicht auch wieder anständige Restaurants in prominenter Lage, und überhaupt weniger Ryan Air-Touristen, weniger Ketten, weniger Lobbypolitik, mehr Gerechtigkeit und mehr Sicherheit in der Kadettrinne. So.
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