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Thursday, 4 December 2008

Als Adam grub

Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Wirtschaftsexperte? Zunächst war Deutschland fast auf der Achse des Bösen. Jetzt ist Deutschland ein konsumresistentes Völkchen, das beim Krieg gegen die Kreditkrise nicht mitmachen will. Unverschuldeten Staatsangehörigen der Bundesrepublik sollte die Einreise in die USA strikt verboten werden. Durch das sinnlose Kaufen unbrauchbarer Gegenstände (SUV) auf Pump kann dem Amerikaner geholfen werden und der Einsatz neuartiger Streubomben (die alten wurden bekanntlich verboten) auf die BayernLB verhindert werden.
Abgesehen davon ist die Kanzlerin tatsächlich mutig. Statt dem lauten Rufen der Manager und allzu kluger Köpfe aus Übersee (haben die nicht die Krise durch allzu lockere Kontrollmechanismen größtenteils zu verantworten?) zu folgen, schleudern sie und der Finanzminister das Geld nicht mit vollen Händen den tiefen Abgrund der Krise hinunter. Die Frage des Mutes der beiden wird sich aber daran messen lassen, wie lange sie dem Druck stand halten (können).
Zum Thema Steuerscheck: "Aber Herr Präsident, wir haben Ihnen das Geld für Sozialprogramme, die Reparatur unseres kaputten Gesundheitssystem, die Instandsetzung unserer bröckelnden Infrastruktur und die Senkung der Benzinpreise gegeben", schreibt der 26-Jährige. Ob das Geld etwa nur zurückgebe, weil er keine gute Verwendung gefunden habe?
Der SPIEGEL sieht es natürlich anders. Da wird der Aktionismus gelobt.
Nicolas Sarkozy schließlich, dessen Hyperventilismus die Franzosen schon bald nach der Wahl nicht mehr ertragen konnten, erweist sich jetzt ebenfalls als idealer Krisenmanager. Er blüht auf, nicht weil er wie Brown besonders viel von der Sache verstünde, sondern weil er endlich weiß, wohin mit all seiner überschießenden Energie.
Ein Schelm, wem jetzt folgendes in den Sinn kommt:

Gordon Brown hat es geschafft, den Wert des britischen Pfundes signifikant zu senken - und mir jeden Monat 400 € durch Induzieren einer Währungsflucht zu stehlen. Die Immobilienkrise ist noch lange nicht ausgestanden, die Preissenkungen sind mehr auf die sinkende Nachfrage zurückzuführen als auf das Prozent Mehrwertsteuersenkung (wenn es auch ein guter Zufall ist). Abgesehen davon, könnte Gordon auch einfach ein paar mehr Grundstücke zur Bebauung freigeben, das würde zwar den Wert bereits gekaufter Immobilien senken, aber vielleicht etwas mehr Häuslebauer zu Neubaten bewegen, die von etwas höherer Qualität sind - und nebenbei auch den Arbeitsmarkt, insbesondere im Handwerk befördern und Briten zu einem Heim verhelfen. Aber, ach, Gordon verfolgt (wie auch die Amerikaner) die Taktik die Großen im Spiel zu schützen, statt dem Normalverbraucher einen doppelten Boden (angemessen hohes Arbeitslosengeld) zu geben.
Übrigens lieber SPIEGEL, so ein Hochwasser ist keine Wirtschaftskrise und die Maßnahmen in beiden Fällen grundverschieden. Und aus reiner Neugierde, ist es wirklich spiegelklar, daß gegen eine Krise, die aus überhöhtem, kreditfinaziertem Konsum entstand, noch mehr kreditfinanzierter Konsum hilft? Die Inflation wird schon irgendwann wieder anziehen, das Pfund so richtig nach unten prügeln und beim Dollar kräftig nachsetzen, wäre es dann gut, wenn die Lemminge in der Eurozone schon aus vorauseilendem Gehorsam in den Abgrund gesprungen wären?

Tuesday, 2 December 2008

Mathematik

Es scheint so zu sein, daß wenn man eine gerade Anzahl negativer Zahlen multipliziert, etwas positives rauskommt. Bei Rettungspaketen multipliziert sich der Schaden auch, nur wird aus doppelter Geldvernichtung keine Wertschöpfung. Ein Schelm, der nun böses dabei denkt.
Nach der Rechnung von Bloomberg steht die USA jetzt für 8.500 Mrd. US $ gerade bzw. hat sie sie direkt verliehen. Die Zahl ist also nur auf Geld bezogen, das bereits weg ist. Wenn man auf die evolutionäre, selbstreinigende Kraft des Marktes vertraut, dürfte man keine Firmen oder Banken retten - denn nur wer nicht wirtschaften kann, wird im Sinne einer auslesenden Selektion von der Marktlast befreit. Dadurch werden sicherlich einige Menschen arbeitslos oder in ernsthafte Bedrängnis gebracht. Geht man aber davon aus, daß das jeden Amerikaner betrifft, dann könnte die Regierung mit den 8.500 Mrd. US $ jedem etwa 27.800 US $ Soforthilfe zahlen, um drüber hinwegzukommen, oder, wenn man davon ausgeht, daß nur knapp gut 1/4 der Bevölkerung (rund 85 Mio. Menschen) arbeitslos wird, würde es für 100.000 US $ pro Bürger reichen. Ganz davon abgesehen, ist ja nicht jeder Amerikaner ein Arbeitnehmer. Es gibt ja auch Kinder und Rentner und die sind in ihrem Einkommen zunächst nur indirekt betroffen bzw. werden durch die Zahlung an Arbeitnehmer abgedeckt. Das immer wieder vorgebrachte Argument, die Bevölkerung vor Schlimmen bewahren zu müssen, dem Steuerzahler schwere Lasten ersparen zu müssen, erscheint doch eher witzig, wenn man annimmt, daß jeder 27.800 US $ bekommen könnte. Das ist nämlich mehr als das Jahresbruttoeinkommen von 28.7 % aller US-Haushalte, unbenommen der Annahme, daß mehr als eine Person im Haushalt leben kann, was bedeutet, daß ärmere Haushalte sich sogar um den Faktor ihrer Anzahl verbessern könnten. Bei dieser Sicherung des Einzelindividuums ist es doch schwer vorstellbar, daß die Krise weiter auf den Konsum drückt, die Nahrungsmittel in den Supermärkten verstauben oder gar niemand mehr Auto fährt. Aber halt:
Die Hilfen des Staates gehen ja an die Unternehmen, die die Finanzkrise größtenteils zu verantworten haben, Banken (nachdem Bear Stearns mit finanzieller Unterstützung übernommen wurde, zählen sie nicht mehr dazu, aber Freddie, Fanny, Morgan Stanley, JP Chase, Wachovia, Bank of America uvam.) und Versicherer (prominent AIG), aber auch an Mißwirtschaftler, die auf Autos, die keiner haben will, sitzen bleiben (GM, Chrysler, Ford).
Damit stellt sich aber die Frage, warum man in der Krise das Geld versinkenden Konzernen hinterherwirft, damit diese sich etwas länger gegen die Kräfte des Marktes stemmen können. Eine Selbstreinigung ist mitunter ja der beste Weg Überkapazitäten abzubauen, was man nun mehr oder weniger erfolgreich zu verhindern sucht. Im Vergleich zu den Summen, die wissentlich verbrannt werden, indem man sie in größtenteils faule Kredite investiert, ist die 300 Mio. Lehmann-Überweisung ein Schnäppchen. Aber: haben die Verbraucher, insbesondere in den USA nicht lange über ihre Verhältnisse gelebt? Haben sie nicht selbst die Überkapazitäten mit Konsum auf billigem Kredit geschaffen? Ohne Moral Hazard kommt man aus der Nummer wohl nicht raus?
Ein Schelm, der nun böses denkt. Die Notenbanker, die Regierung und nicht zuletzt willige Kredit(karten)unternehmen haben doch die Kredite erst so günstig gemacht - und das um einen Konsum in Überhöhung zu steigern. Den Banken und Unternehmen jetzt zu helfen, zeigt, daß die Regierung nicht verstanden hat, daß überhöhter Konsum nicht dauerhaft sein kann (jede Blase platzt irgendwann) und nicht künstlich verlängert werden sollte (in großen Blasen ist mehr heiße Luft), daß die Billigkredite der Banken, die sie rettet, eine Ursache für hohe Kreditabschlüsse sind (absurd wenn ein Auto mit 115% auf Kredit finanziert werden kann), daß die Spekulation mit virtuellem Kapital (10facher Hebel oder mehr) auf Versicherungszertifikate auf die Gewinne mit anderem virtuellem Kapital absurd ist (geht nämlich nur, solange der Markt glaubt, die Zertifikate seien irgendwas wert) und schließlich, daß die Rettung der Banken zum Moral Hazard führt, während das bei Arbeitslosenhilfe und sozialer Sicherung nur in der Meinung Einzelner konsequenzlose Handlungsweisen befördert - und daher als zumindest weniger fatal anzusehen ist.
Insofern kürzt nicht die Sozialhilfe, kürzt die Rettungspakete!

Ach so, aber leider verdienen einige Herrschaften deutlich mehr als 27.800 US $ und auch deutlich mehr als 100.000 US $. Das Einkommen dieser Herrschaften ist aber besonders schützenswert, deswegen sollten deren Unternehmen solange wie möglich am Leben gehalten werden, damit sich die "Leistungsträger" noch so lange es geht bereichern können.